Aus der Geschichte der Gartenstadt
Die nachfolgenden Texte stammen von Lydia ZöllerṪ und Kurt HausmannṪ. Der Bürgerverein Krefeld Gartenstadt 1958 e.V. bedankt sich für die Bereitstellung des Materials.
Vorgeschichte
Das Gelände, auf dem sich der Stadtteil Gartenstadt befindet, hieß früher Hohes Feld. Es war fruchtbares, hochwasserfreies Ackerland. Erst während des 1. Weltkrieges wurde es nicht mehr landwirtschaftlich genutzt. Man hatte inzwischen das Fliegen gelernt und die Stadt Krefeld wollte anderen Städten nicht nachstehen. Vor allem auf Betreiben des damaligen Magistratsmitgliedes Dr. von Hansen stand die Stadt im Jahre 1914 mit verschiedenen Gesellschaften wegen der Errichtung einer Flugzeugfabrik mit Militärfliegerschule in Verbindung. Die Verhandlungen scheiterten, weil man den Forderungen bezüglich der Gewährung von Gewerbesteuerfreiheit nicht nachkam. Trotz der gescheiterten Verhandlungen mit den Gesellschaften lud die Stadt am 17. Februar 1915 rund 40 verschiedene Grundstückseigentümer in die Wirtschaft Winkmann nach Verberg, Dorfstraße 27, ein und machte Kaufangebote. Die Verhandlungen zogen sich in die Länge, denn die Bauern, denen das Land gehörte, waren nicht ohne weiteres bereit zu verkaufen. Erst als der damalige Bockumer Pastor Nießen sich für den Verkauf einsetzte, kam man zu Abschlüssen. Es dauerte bis 1916, ehe auf einem 400 Morgen großen Gelände eine Militärfliegerstation errichtet werden konnte. Acht Flugzeughallen, eine Werft, eine Autohalle, Tanklager und ein Eisenbahngebäude wurden errichtet. Von den "Militärfliegern", die dort ihre Ausbildung erhielten, wurden im 1. Weltkrieg die beiden Krefelder Werner Voß und Emil Schäfer ausgezeichnet.
1917 war der Flugplatz fertig. In dem Vertrag mit dem Deutschen Reich stand, dass die Stadt Krefeld das Gelände kostenlos zur Verfügung stellt. Sollte aber nach 30 Jahren das Gebiet nicht mehr als Flugplatz genutzt werden, müsse es der Stadt kostenlos zurückgegeben werden. Der Vertrag lief vom 1. April 1916 bis zum 31. März 1945.
Nach Beendigung des 1. Weltkrieges besetzten Franzosen und Belgier das Flugplatzgelände. Acht Jahre später wurden Flughallen mit 1500 Quadratmetern demontiert und nach Belgien gebracht. Als die Besatzungsmächte abgezogen waren, übernahm die Stadt Krefeld das Flugplatzgelände. Am 2. Februar 1926 landete das erste deutsche Flugzeug.
Schon Mitte Mai 1926 wurde der Flugdienst Krefeld-Essen-Berlin aufgenommen. Bald übernahm die Lufthansa das "Krefelder System", das darin bestand, Zubringerdienste einzurichten. Zwei Anschlussstrecken nach Essen und Köln stellten die Verbindung mit 93 Flughäfen und 128 Flugverbindungen her. Der Verkehr entwickelte sich erfreulich:
1926 |
135 Personen |
850Kg Fracht |
1930 |
960 Personen |
32559Kg Fracht |
Ein großer Teil der Fracht bestand aus hochwertigen Erzeugnissen der Krefelder Samt- und Seidenindustrie. Die hohen Frachtkosten für den Luftweg konnte man wegen der hochwertigen Waren aufbringen. Zielorte waren in erster Linie London und Paris.
Als die Besatzung der Rheinlande beendet war, entstand 1936 in Bockum wieder ein Militärflugplatz. Während des 2. Weltkrieges starteten beim Westfeldzug von dort Flugzeugverbände, die die Bodentruppen unterstützten. "Nachtjägerchef" Galland hatte gegen Kriegsende das Kommando.
Nach Beendigung des 2 Weltkrieges wurde der Flugplatz von den Engländern besetzt. Das Gelände war für die Royal Air Force von geringem Wert, da es für die inzwischen entwickelten Düsenflugzeuge zu klein war. Es wurde nur ein Teil des Geländes als Versorgungslager genutzt. Weite Flächen des Rollfeldes waren bald wieder Ackerland.
Das ehemalige Flugplatzgelände wird bebaut
Bereits Anfang September 1947 regte der damalige Landtagsabgeordnete Adolf Dembach aus Uerdingen im Landtag an, bei der Militärregierung die Freigabe des Flugplatzgeländes zu erwirken. Der Antrag wurde angenommen und mit folgender Begründung weitergeleitet:
"Der etwa 400 Morgen große frühere Flughafen besteht aus sehr gutem Ackerboden, der brachliegt. Teilweise wird er als Schafweide genutzt. Der fast vollständig von Häusern umschlossene Flugplatz wird als solcher nicht genutzt. Der Platz eignet sich vorzüglich als Siedlungsgelände."
Im Jahre 1950 erfolgte die Freigabe des nördlichen Teils. Da tauchten neben der geplanten Nutzung als Siedlungsgelände weitere Vorschläge auf: Errichtung einer Universitätsstadt, Bau eines Zentralfriedhofs, Verwendung als Industriegebiet, Nutzung als Segelflugplatz und Wiederverwendung des guten Ackerbodens für die Landwirtschaft.
Ende Oktober 1950 begann das Krefelder Vermessungsamt mit der kartenmäßigen Aufnahme des von der Besatzungsmacht freigegebenen Teils. Damit das Gelände bis zur Entscheidung über seine Verwendung nicht brachlag, erhielten die Landwirte Pachtverträge über zwei Jahre. Dies machte eine spätere anderweitige Nutzung möglich.
Nach dem 2. Weltkrieg herrschte in Krefeld, wie überall in Deutschland, große Wohnungsnot. Durch den schrecklichen Luftkrieg waren 73,3% aller Wohnungen beschädigt oder zerstört worden. Die Kriegsheimkehrer sowie die vielen Flüchtlinge und Heimatvertriebenen erhöhten die Zahl der Wohnungssuchenden. Deshalb legte die städtische Wohnungsbaugesellschaft "Wohnstätte" 1953 einen Bebauungsplan für das Flugplatzgelände vor. Er war im wesentlichen nach den Grundlagen des Krefelder Planungsamtes erstellt.